Ursprünglich dachte ich es, es würde reichen, auf Twitter etwas zu meinen Erfahrungen mit der Postbank zu schreiben.
Da sich der Vorgang nun schon weit über einen Monat hinzieht, möchte ich doch etwas mehr Frust abbauen.
Da das PDF-Format kürzlich 30 Jahre alt geworden ist, passt dieser Artikel auch dazu (nicht ganz so treffend wie bei der SMS).
Eines vorneweg. Im Normalfall bin ich mit der Postbank eigentlich schon zufrieden und das liegt nicht nur an der sympathischen Bankleitzahl der Binärbank: 10010010 (die IBAN ist nicht mehr ganz so cool).
Die PDF-Datei
Den Antrag auf Depot-Eröffnung konnte ich online mit den Daten ausfüllen und dann als PDF herunterladen, da er ausgedruckt, unterschrieben und mit PostIdent verschickt werden muss. VideoIdent geht auch, aber davon halte ich nicht viel.
Gut, bei anderen Konto- oder Depoteröffnungen ist es in den letzten Jahren auch so gelaufen, aber dieser Antrag hat es in sich:
- Die PDF-Datei umfasst 25 Seiten, die sich aus Antrag und Informationsformularen gemischt zusammensetzen.
- Auf sechs dieser Seiten sind sieben Unterschriften erforderlich.
Um die Umwelt zu schonen und weil es praktischer ist, wollte ich nur die Seiten ausdrucken, die ich auch zurücksenden muss: 2-15, 23, 25 (vor allem nicht das Deckblatt). Da das Deckblatt (Seite 1 der PDF-Datei) enthalten ist, beginnt das Formular auf Seite 2). So weit so normal, das kann ich auch mit Word oder LaTeX machen.

Das Problem beginnt bereits beim Ausdruck: Druckt man Seite 1 der Datei ist es Seite 1 der PDF-Datei und das Anschreiben. Druckt man Seite 2, ist es Seite 2 des Antrags und Seite 3 der PDF. Druckt man die Seiten „1, 2-5“, fehlt trotzdem Seite 2 der PDF-Datei und damit die erste Seite des Antrags.
Um das herauszufinden, musste ich aber erst den Antrag ausdrucken, unterschreiben, mit PostIdent versenden und auf die Aufforderung der Postbank warten, auch die Seite 1 zu senden. Bei Erhalt des Briefes dachte ich, dass ich doch nicht so blöd gewesen bin, diese Seite nicht auszudrucken. Anscheinend doch.

Ich hätte es kontrollieren können, aber ich habe wirklich nicht damit gerechnet. Mich würde interessieren, wie oft das anderen mit diesem Formular auch schon passiert ist.
Bei anderen Banken ist das Einrichten eines Depots für Kinder mit zwei Zugängen durch beide Erziehungsberechtigte einfacher (1 PDF, nur Antrag, vier Seiten und eine Unterschrift pro Erziehungsberechtigten). Aber andere Banken tun sich dafür schwerer mit internationalen Depotüberträgen. Eigentlich habe ich nur für diesen Teil mit Problemen gerechnet, aber so weit bin ich noch nicht. Ich habe zwar die notwendigen Angaben zum Depotübertrag bei der Beantragung des neuen Depots angefordert, aber ich vermute, dass der Prozess keine Antwort darauf zulässt und eine separater Anfrage erforderlich ist.

Der bisherige zeitliche Ablauf:
- Erste Einreichung des Antrags am 13. Januar
- Nachreichen der Seite 1 am 19. Januar
- Heute (04. März) endlich den ersten Brief zur Eröffnung des Depots
In der Zwischenzeit habe ich mindestens fünf weitere Briefe der Postbank bekommen und mich nach der Briefankündigung immer gefreut: Oh heute kommt Post von der Postbank, es geht voran. Fast immer ging es um den Umzug von Konten auf die neue IT oder ähnliches.
Das eigentliche Problem
Mit einem schönen digitalen Prozess wäre es auch so viel einfacher und schöner. Es hätte schon gereicht mehrere kleine PDF-Dateien, statt einer mit vielen Informationen, bereitzustellen. Aber ich meine einen durchgehend digitalen Prozess.
Warum akzeptiert niemand den elektronischen Personalausweis im Internet? Ich gebe zu es ist nicht super einfach und bequem, aber die Ausweis-App und das Smartphone via NFC und WLAN zum Lesegerät zu machen ist irgendwie clever. Und im Vergleich zu dieser PDF-Datei ist es trivial.
Die Nutzung des Personalausweises würde auch die Optionen Video-Ident und PostIdent überflüssig machen. Außerdem hätte ich mehr Sicherheit, welche meiner Daten übertragen werden.
Bei der Kita-Anmeldung hat es mit dem elektronischen Personalausweis gut geklappt, auch wenn dies nur der Zwischenschritt zur Erstellung einer Bayern-ID war. Die KfZ-Ummeldung 2020 funktionierte nicht mit dem Personalausweis, weil der Fahrzeugschein zu alt war. Bei Elster könnte ich zwar den Personalausweis nutzen, aber ich habe seit Ewigkeiten die zertifikatsbasierte Authentifizierung im Einsatz, die bei vergleichbarer Sicherheit noch komfortabler ist.
Zum Glück löst Lilith Wittmann das Problem übergreifend.
Einen Schritt weiter (man wird doch wohl träumen dürfen)
Wenn es eine sinnvolle Möglichkeit gäbe eine qualifizierte elektronische Signatur mit dem elektronischen Personalausweis zu nutzen, könnten mir die Verzögerungen der Post egal sein. Dokumente könnten digital signiert werden und jede Behörde bräuchte einfach nur eine sichere Möglichkeit, um Dokumente hochzuladen (E-Mails ja bei allen Behörden aus vorgeschobenen Datenschutzgründen ja abgeschafft werden – das könnte man auch mit digitalen Signaturen und Verschlüsselung lösen). Da die Identität im Dokument steckt, braucht es noch nicht mal Benutzerkonten – die sonst aber auch Sicherheitsvorteile hätten, wie Zuordnung aller gesandten Dokumente. Spam-Schutz ließe sich aber auch anders sicherstellen.
Vor allem im Umgang mit Behörden, wäre eine Plattform zur Bereitstellung von Dokumenten ideal. Auf Basis des elektronischen Personalausweises wären diese dann auch ohne Unterschrift rechtsgültig. Bis jetzt erlebe ich beispielsweise beim Elterngeld ein einziges Trauerspiel. Dabei geht es mir nicht nur um eine Vereinfachung auf meiner Seite oder eine Beschleunigung durch Wegfall von Postwegen. Auch aus Sicht der Sachbearbeiter und möglicher Automatisierung sehe ich mehr Vorteile.
Ich sehe ein, dass es Briefe und Post auch für Personengruppen geben muss, die keinen Zugang zur digitalen Kommunikation haben. Ich fordere daher auch nicht, nur noch alles digital zu machen. Es aber gar nicht zu ermöglichen, ist nicht zeitgemäß.
Hier muss ich mal die Bundeswehr loben, die viele Vorgänge schon zu meiner Zeit (also vor über 10 Jahren) mit dem elektronischen Dienstausweis ermöglicht hat. Ich kenne einige Firmen, die es mit ihren Mitarbeiterausweisen ähnlich angehen und die Optionen zur Signatur (E-Mail und Dokumente) umsetzen. Mir ist bewusst, dass PKI ein ungeliebtes Thema ist, aber aus meiner Sicht hat eine saubere PKI-Lösung Vorteile gegenüber den vielen hippen Blockchain-Lösungen und Co. Digital muss nicht übertrieben modern sein.
Mich würde mal eine saubere Kalkulation interessieren, wie viel hoch das Einsparpotential durch Lösungen basierend auf Identitäten aus elektronischen Ausweisen ist. Es ist doch allemal schneller als der Weg zum Drucker und zur Post (nichts gegen Bewegung am Arbeitsplatz).
Und der Weg zurück
Ähnlich sieht es mit den Antworten aus. Ich möchte eigentlich gar nichts per Post bekommen. Ich scanne die Briefe eh nur ein. Digital kann ich sie besser in meine Datensicherung integrieren und habe es auch außerhalb des Hauses gesichert.
Generell ist es daher praktisch, alle Post (sicher) als PDF zu erhalten. Das ist aktuell aber auch mehr Abenteuer als Realität.
Der Briefankündigungsservice von Web.de/GMX und der Post ist ja schon ganz gut. Bisher habe ich aber noch keine Briefe digital erhalten, sondern nur die Briefankündigungen. Das ist super und die Laufzeiten von Briefen zu tracken. Lieber hätte ich das mit anderen Partnern oder direkt von der Post und gerne auch als Bezahllösung.
In meinen Projekten auf Arbeit sehe ich regelmäßig den Vorteil des Fortschritts hin zur elektronischen Kommunikation. Es kann zumindest besser laufen, auch wenn es neue und andere Probleme gibt. Ich gehe auch davon aus, dass die wegautomatisierten Tätigkeiten nicht die spannendsten sind. Mir fehlt andererseits der Blick auf die veränderten Abläufe durch die Brille der Sachbearbeiter & Co. Und mir ist bewusst, dass ein Wegfall von Routinetätigkeiten die Restarbeit auf die Problemfälle reduziert und somit die Arbeit verdichtet und anstrengender macht. Nicht zu digitalisieren kann ja nicht die Antwort auf diese Herausforderungen sein. Aber ich denke diese Diskussion sollte ich hier nicht aufmachen. Ansatzweise habe ich die Diskussion rund um ChatGPT ja schon angeschnitten.
Von meinem Formular bei der Postbank bin ich nun weit abgekommen.
